Tintenfrass  |  

Die Eisengallustinte zählt zu den wichtigsten Schreibmaterialien der letzten rund 2000 Jahre und fand so auch für zahlreiche bedeutsame Dokumente wie etwa die Partituren von Johann Sebastian Bach, die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten oder Zeichnungen von Vincent van Gogh Verwendung.
Archive, Bibliotheken und graphische Sammlungen mit solchen Kunst- und Kulturgütern werden allerdings vor ein aktuelles Problem gestellt: Die in der Eisengallustinte befindlichen Komponenten bewirken eine erheblich beschleunigte natürliche Alterung des Papiers. Dabei reagieren Eisen(II)-Ionen und Schwefelsäure mit Wassermolekülen in der Luft und verursachen die Depolymerisation der Cellulose, wodurch die Papiersubstanz an mechanischer Festigkeit einbüsst und so spröde werden kann, dass ganze Schriftbilder herausbrechen. Dieses als Tintenfrass bezeichnete Phänomen schafft durch fortschreitenden Informationsverlust Handlungsbedarf auf restauratorisch-konservatorischer Ebene.
Wir entwickeln unsere Fähigkeiten in der Behandlung von Tintenfrass stetig weiter und bieten mengentaugliche und auf Einzeldokumente abgestimmte Lösungen an: Zur Neutralisierung von Tintenfrass verwenden wir zurzeit die Methode der Calcium-Phytatbehandlung, wodurch der chemische Abbau der Papiersubstanz im Schriftbereich gestoppt werden kann. Die Stabilität der Objekte wird durch begleitende mechanische Massnahmen wiederhergestellt. Konservatorisch beraten wir zu geeigneten Lagerungsbedingungen und helfen bei der Wahl von Schutzbehältnissen.
Um die Behandlung von Tintenfrass weiter zu optimieren sind wir Teil des von Innosuisse geförderten Forschungsprojekts «Nano2», in welchem eine neue und effizientere Tintenfrassmethode entwickelt werden soll.